Erwartungen. Ein kleines Wort, doch es steckt so viel dahinter. Weihnachten ist voll von Erwartungen, und davon werden auch unsere Kinder nicht verschont. Wir erwarten zum Beispiel von ihnen, dass sie sich benehmen. Erzählen ihnen, dass der Weihnachtsmann, Nikolaus oder das Christkind alles sehen und nur zu den »guten, lieben« Kindern kommen.

Von klein auf bekommen wir also beigebracht, dass es nur darum geht, sich anzupassen und zu gehorchen. Auf die Eltern, die Großeltern, Erzieher, Lehrer usw. Für Gefühle wie Wut oder Traurigkeit oder Enttäuschung oder Verzweiflung ist kaum Platz. Alles, was wir als »schlecht« oder »negativ« einstufen, wollen wir sofort weg machen.

Aber wie sollen unsere Kinder lernen, angemessen mit all ihren Gefühlen umzugehen, wenn diese von Anfang an kategorisiert werden und sie vermittelt bekommen, dass Wut, Trauer, etc »schlechte« Emotionen sind?

Selbst manche Erwachsene schaffen es bis heute nicht, mit diversen Gefühlen umzugehen. Vor unseren Kindern versuchen wir die dunklen Gefühle zu verstecken. Aber wieso? Tränen gehören zum Leben genauso sehr dazu wie Lachen auch. Und genau das sollten wir auch unseren Kindern vermitteln.

Wir brauchen nicht noch eine gefühlsgestörte Generation, die in lauter Irrglauben aufgezogen wird. Wir müssen lernen – und anschließend lehren – dass alle Gefühle gleich wichtig sind und keines minderwertig ist, nur weil es eine dunklere Farbe hat als ein anderes.

Unsere Gefühle sind eine Farbpalette – von tiefschwarz, über dunkelbunt bis hin zu leuchtend hell. Alle Gefühle sind wichtig, alle Gefühle sind gesund (bis zu einem gewissen Grad möchte ich dazu sagen) und alle Gefühle sind gut.

Kinder müssen so viel lernen und so viel behalten. Wie sollen sie das können, wenn wir es ihnen nicht vorleben? Weihnachten sollte den Kindern keine Angst einjagen. Sie sollen sich nicht sorgen müssen, dass sie keine Geschenke oder Aufmerksamkeit bekommen, wenn ihnen ein Fehler unterläuft oder sie mal einen schlechten Tag haben.

Kinder sind kleine Menschen, denen so viel abverlangt wird – keine Maschinen, die noch programmiert werden müssen. Da sollten sie wenigstens das Wissen besitzen, dass an Weihnachten aus Liebe geschenkt wird, weil man einander etwas bedeutet.

Weihnachten sollte keine Erziehungsmaßnahme sein, sondern familiäres Miteinander. Wir schenken nicht als Belohnung, sondern aus Güte. Und nichts anderes sollten unsere Kinder von uns lernen.

Denn Weihnachten bedeutet bedingungslose Liebe.